Die Wahrheit über Kaninchenzucht

Tierschutz vs. Kaninchenzucht

Diese beiden Gegensätze lassen sich wahrscheinlich niemals zusammen bringen, da sie einfach völlig unterschiedliche Auffassungen haben was das Wohlergehen von den süßen Langohren betrifft.

Vielmehr geht es in der Zucht darum „gesunde“, hübsche Kaninchen mit Kulleraugen, bestimmten Fellzeichnungen und verschiedenen Felllängen etc. unter die Menschheit (vor allem in Käfighaltung ins Kinderzimmer) zu bringen unter dem Deckmantel, dass man schließlich dafür sorgen würde, dass Kaninchen nicht aussterben in ihrer Rasse.

Es sei nur am Rande erwähnt, dass es vermutlich alle diese Rassen ohne Menschenhand gar nicht gegeben hätte.

In den Jahren in denen ich im Tierschutz arbeite, hat mich auch schon der ein oder andere Züchter kontaktiert und um Rat gefragt, da er in den eigenen Reihen eher als „Tierquäler“ bezeichnet wurde, weil man eben nicht sofort den einfachsten Weg gewählt hat, nämlich das Kaninchen von seinem „Leid“ zu erlösen. Hierbei ging es in der Regel um Schnupfen oder die Krankheit E.C.

Ich glaube die wenigsten Menschen wissen, dass Züchter sehr schnell kurzen Prozess machen, wenn der Gesundheitsbestand ihrer Zuchttiere gefährdet ist.

So kann man davon ausgehen, dass ein Züchter Kaninchen mit Schnupfen oder EC einschläfern lässt oder sogar den ganzen Bestand auslöscht, da hier Ansteckungsgefahr besteht.

Die Behauptung ist von mir nicht einfach aus der Luft gegriffen, denn nur so „sichern“ sie sich einen „gesunden Bestand“.

Dass man dann ein gesundes Kaninchen bekommt ist aber trotz allem nicht zu 100% gewährleistet, denn mitunter werden Krankheiten auch einfach verschwiegen.

Die Krankheit EC ist zum Beispiel bei ca. 80% von Kaninchen nachgewiesen. Auch wenn die Krankheit nie zum Ausbruch kommt, kann ein Kaninchen Träger und Überträger der Krankheit sein. Was aber wiederrum nicht heißt, dass die Krankheit auch ausbricht.

Beim Kaninchenschnupfen gibt es verschiedene Erregerstämme. Man unterscheidet auch von nassen und trocknen Schnupfern. Auch hier ist nie gewährleistet, dass ein Kaninchen tatsächlich kein Schnupfer ist, nur weil man den Schnupfen nicht sehen kann wie zum Beispiel durch Nasenausfluss oder tränende Augen.

Zahnfehlstellungen kommen unter anderem davon, dass man unbedingt Kaninchen mit kleinen niedlichen Köpfchen züchten wollte. Somit hat der Kiefer nicht mehr genügend Platz um die Zähne richtig unterzubringen.

Also ist man auch bei einem Züchter nie 100% davor sicher, nicht doch ein krankes Tier zu bekommen.

Ich bin durch Zufall bei meinen Recherchen auf Züchterseiten und Foren gestoßen und war wirklich entsetzt, wie einfach man es sich teilweise macht und wie schnell man den Tod wählt bei einem Lebewesen, welches trotz Schnupfen oder auch der Krankheit EC noch ein ganzes Leben vor sich
gehabt hätte.

Außerdem fliegt man gerne mal aus Foren und Unterhaltungen raus, wenn man „der anderen Seite, also dem Tierschutz“ angehört und seine Sicht der Dinge vertritt. Zumindest ist mir das passiert und dass nicht nur ein Mal.

Man braucht hier auch nicht unterscheiden zwischen einem Hobbyzüchter und einem Zuchtverband, wobei beide Seiten selbst interessanter Weise, aufeinander auch nicht wirklich gut zu sprechen sind.
Und das Wort "Liebhaber" unter den Züchtern, findet dort mit absoluter Sicherheit keinen Platz, denn darunter versteht man sicherlich nicht diese Art, mit Lebewesen umzugehen.

Auch scheint die Aufklärung zu den Krankheiten nicht wirklich weit verbreitet, denn wenn man sich zum Beispiel mal die Kommentare zu der EC Krankheit bei Diskussionen in Foren oder bei facebook durchliest, dann überkommt einen das kalte Grauen über die Unwissenheit vieler sogenannter Züchter.

Die Haltung der Züchter ist größtenteils auch unfassbar traurig für die Langohren.
Während Kaninchen in viel zu kleine Boxen gesteckt werden, dürfen diese auch nur zur Paarung mit einem Partner zusammen sitzen. Nach dem Deckakt wird die werdende Mutter wieder alleine gehalten, da der Vater die Jungen auffressen oder verletzen könnte, was in viel zu kleinen Ställen völlig normal ist, da sie ja selbst nicht genügend Platz zur Verfügung haben. Außerdem bedrängt und besteigt ein Rammler der nicht kastriert ist die Häsin ständig und setzt sie somit unter enormen Druck.

Kaninchen leben in der Natur in Gruppen und brauchen dringend die sozialen Kontakte ihrer Artgenossen.
Einzelhaltung ist daher in keinster Weise akzeptabel.



Gerne empfehlen Züchter auch die Einzelhaltung, da bei der Vergesellschaftung und der Klärung der Rangordnung die kleinen süßen Kuschelhasen mit den Knopfaugen so gar nicht mehr niedlich sind, sondern zu richtigen Tyrannen untereinander werden können. Was anfangs in den meisten Fällen völlig normal ist, denn sie müssen die Rangordnung erst einmal klären und erst dann können die kleinen Plüschöhrchen friedlich zusammen leben.

Die Fütterung der Züchter zeigt auch, dass man hier nicht immer nur die billigste Variante wie Pellets und industriell gefertigte Futtermischungen wählt, sondern dass man von dem Magen-Darmtrakt und der Verdauung der Kaninchen einfach auch schlichtweg keine Ahnung hat.
Aussagen wie "man darf keinen Salat füttern, da sie dann Durchfall bekommen" oder "man darf keinen Kohl füttern, da sie dann aufblähen und sterben" sind hier die Regel.

Man braucht sich also nicht wirklich darüber wundern, wenn Menschen Kaninchen einfach aussetzen, in Tierheimen abgeben (was ja eigentlich noch lobenswert ist), denn Züchter machen es sich sehr oft viel einfacher, indem sie ein Kaninchen einschläfern oder gar den ganzen Bestand ausschalten.
Es wird sogar öffentlich zu solchen Maßnahmen geraten, sei es in Züchterforen oder auch Zuchtgruppen bei facebook.

Ich frage mich ernsthaft, welcher Tierarzt hier mit seinem geschworenen Eid Tieren zu helfen zur Verfügung steht, bzw. wer diese Tötungen vornimmt...

Und ja, man kann jetzt versuchen zu kontern, indem man sagt, dass kranke Kaninchen in der Natur auch keine große Überlebenschance hätten, was auch tatsächlich stimmt.
Nur reden wir bei Kaninchen, welche bei uns in Gefangenschaft leben müssen, nicht von der Natur, denn dann müsste jeder Züchter, seine Kaninchen auch naturnah halten und ernähren.

Ich möchte am Rande erwähnen, dass vielleicht nicht alle Züchter so denken und so handeln.
Und auch wenn ich grundsätzlich gegen das Vermehren von Kaninchen bin, da wir einfach schon viel zu viele haben und die Dunkelziffer der leidenden Langohren so extrem hoch ist, so ziehe ich doch den Hut vor jedem, der seine Tiere artgerecht hält, füttert und sie wenn nötig, zum Tierarzt bringt.
Es gibt sicherlich die ein, oder andere Ausnahme, die nicht mit dem Züchterverstand über das Leben der Mümmels entscheidet, sondern mit dem Herzen.
Begegnet ist mir bisher noch kein Züchter, der in meinen Augen alles richtig gemacht hätte.



Ich glaube das die Frage warum es denn Kaninchenschutzorganisationen gibt somit auch überflüssig geworden ist, denn Zucht sowie Halter ohne Verantwortungsbewusstsein tragen dazu bei, dass Tierschutz so unglaublich wichtig geworden ist. Im Übrigen werden auch alle Zooläden von Züchtern beliefert.
Die Dunkelziffer der Kaninchen die leiden müssen, bei Vermehrern, in Kinderzimmern oder bei Tierversuchen ist leider sehr hoch und kann nicht einmal im Entferntesten geschätzt werden.

Genau aus dem Grund, habe ich mich für die Seite des Tierschutzes entschieden und möchte jeden Bitten, sich Gedanken darüber zu machen, welche Seite man für Lebewesen unterstützen möchte.

Jeder Kauf bei einem Züchter oder auch in Zoohandlungen unterstützt das Leid vieler Kaninchen.

Kaninchen aus dem Tierschutz unterstützen ein artgerechtes Leben der Langohren und festigen den Tierschutz.

Jeder Mensch muss für sich selbst entscheiden und was er seinen Kindern mitgeben möchte, im Umgang mit Lebewesen.







Verzeiht mir, wenn ich keinen Respekt vor Menschen habe, die keinen Respekt vor Tieren haben.


© Kaninchenraum, September 2014