Magenüberladung bei Kaninchen

 

 

 

Was ist eine Magenüberladung?

 

Eine Magenüberladung ist eine Überladung des Magens, heißt,

der Magen ist voll und der Speisebrei kann nicht weitergeschoben werden in den Darm, wo er dann ausgeschieden werden kann.

 

 

Wie erkennt man eine Magenüberladung?

 

Kaninchen zeigen von Natur aus erst Symptome, wenn es ihnen schon recht schlecht geht.

Meist sitzen sie dann teilnahmslos da, fressen nicht und haben evtl. auch einen aufgeblähten, harten Bauch. Es kommt auch vor, daß sich das Kaninchen mit dem Hintern auf den Boden drückt.

Hat das Kaninchen große Schmerzen, so knirscht es mit den Zähnen.

 

 

Was ist zu tun bei einer Magenüberladung?

 

Das Kaninchen muss sofort zu einem Tierarzt, denn hier kann es schnell zum Tod des Kaninchens kommen!

 

Meist ist durch Abtasten des Bauches alleine nicht unbedingt festzustellen, ob es sich um eine Verstopfung oder aber um eine Magenüberladung handelt.

Daher sollte man immer darauf bestehen, ein Röntgenbild anfertigen zu lassen. Denn so kann man feststellen, ob eventuell ein Haarballen die Ursache der Magenüberladung ist oder vielleicht auch Fremdkörper wie Strohpellets, Teppichfasern oder Katzenklumpstreu etc.

 

Strohpellets quellen im Kanichenmagen auf und verhindern so den Weitertransport vom Speisebrei in den Darm.

Katzenklumpstreu verklumpt den Magen.

Haarballen entstehen durch das Putzen, sammeln sich im Magen und können so zu einer Magenüberladung, oder auch Verstopfung führen.

 

Wenn fest steht, daß es sich um eine Magenüberladung handelt, kann man mit den Medikamenten und der dazugehörigen Rundumversorgung anfangen.

 

Risiken:

Wird eine Magenüberladung zu spät festgestellt, kann es unter Umständen vorkommen, daß der Speisebrei zu fest sitzt und nicht mehr in den Darm transportiert werden kann.

Hier würde dann nur noch eine Operation helfen, die den Speisebrei entfernt.

Viele Tierärzte raten allerdings davon ab, da eine Operation immer zusätzlichen Stress bedeutet und die Kaninchen nach der Operation auch meist nicht gleich selbstständig fressen und dann über einen längeren Zeitraum stark pflegebedürftig sind.

Außerdem kann bei einer Operation die Darmwand reißen.

Daher sollte solch eine Operation nur von einem fachkundigen Tierarzt durchgeführt werden.

 

 

Medikamente bei einer Magenüberladung?

 

Die Dosierung der Medikamente bitte immer mit dem Tierarzt absprechen!

 

 

  • Paraffinöl

  • Sab Simplex

  • Novalgin

  • MCP Tropfen

 

Das Paraffinöl hilft, den Mageninhalt flutschiger zu machen und erleichtert so den Weitertransport zum Darm.

Hier muss man bei der Gabe unbedingt darauf achten, das es langsam gegeben wird und nicht in die Lunge gerät (verschlucken).

Paraffinöl wird nicht im Kaninchenkörper abgebaut und ist daher am besten geeignet.

Bei noch nicht so weit fortgeschrittenem Magenproblem, kann auch ein anderes Speiseöl gegeben werden.

Sab Simplex reduziert die Gasbildung im Darm.

Novalgin ist ein Schmerzmittel und sollte immer bei einer solchen Erkrankung gegeben werden, da eine Magenüberladung mit Schmerzen verbunden ist.

MCP Tropfen helfen dem Magen-Darm zusätzlich, sich zu entspannen, werden aber nicht immer verschrieben und man sollte diese auch nicht zu lange geben.

 

Bauchmassagen in Richtung des Afters sind sinnvoll, wenn das Kaninchen dadurch nicht unnötigen Stress hat. Viele Kaninchen lassen sich das leichte Streicheln des Bauches gerne gefallen, da es entspannt.

Wenn ein Kaninchen zu sehr zappelt, sollte man es aber nicht zwingen.

 

Wärme tut oft gut bei Bauchgeschichten, jedoch kann es auch kontraproduktiv sein und den Gärungsprozess im Bauch noch anheizen.

Man könnte eventuell eine Wärmelampe aufstellen und das Kaninchen selbst entscheiden lassen, ob es die Wärme annehmen möchte.

 

 

Fütterung bei einer Magenüberladung?

 

Bei einer Magenüberladung geht es Kaninchen grundsätzlich erst einmal sehr schlecht und sie möchten ihre Ruhe.

 

Immer wieder hört und liest man, das Kaninchen zugefüttert werden sollten, wenn sie nicht von selbst fressen, dies bedeutet unter anderem, noch zusätzlichen Stress zum Unwohlsein.

Gerade bei einer Magenüberladung kann das Zufüttern fatale Folgen haben wie zum Beispiel, das die Darmwand reißt!

Daher rate ich zuerst einmal nicht zu zufüttern, sondern erst einmal abzuwarten.

Sollte eine Zufütterung dann unumgänglich sein, den Futterbrei so dünnflüssig wie möglich anrühren (vielleicht auch mit Öl strecken), damit hier nicht noch zusätzlich der Magen verstopft wird.

 

Wichtig ist hier, das man alle blähende Futtersorten wie zum Beispiel Kohlsorten weg lässt.

Frischer Fencheltee (lauwarm oder kalt) und frisches Wasser müssen immer angeboten werden.

Heu sollte zur freien Verfügung stehen, jedoch sollte auf getrocknete Blüten, Blätter, Kräuter und vor allem getrocknetes Gemüse, komplett verzichtet werden!

Außerdem sollte Frischfutter (verschiedene Salate, Möhrengrün, Kohlrabiblätter, Gurke, Fenchel) mit einem hohen Wasseranteil angeboten werden. Dies dient zusätzlich zum Weitertransport der Nahrung vom Magen in den Darm.

 

 

Kaninchen mit Magen-Darm-Problemen sollten nicht mit Trockengemüse oder Trockenfutter jeglicher Art gefüttert werden, da es sonst erneut zu einer Magenüberladung oder Verstopfung kommen kann.

 

 

Wodurch entsteht eine Magenüberladung?

 

 

Getrocknetes Gemüse, getrocknetes Obst etc.

Manche Kaninchen vertragen keine getrocknetes Gemüse oder Obst, dieses quillt im Magen der Kaninchen auf und verhindert so, das dieses dann weitertransportiert werden kann in den Darm.

 

Daher sollte man immer nur kleinere Mengen geben zum Beispiel als Leckerchen, oder es muss sogar ganz darauf verzichtet werden, wenn man merkt, das es dem Kaninchen nicht gut tut und immer wieder Probleme auftreten.

 

Haarballen

Durch das Putzen des Fells, nehmen Kaninchen immer wieder vermehrt Haare auf die nicht mehr ausgeschieden werden können, was vor allem im Fellwechsel zu Verstopfungen oder einer Magenüberladung führen kann.

 

Helfen kann man hier, indem man die Kaninchen immer wieder bürstet und ihnen so schon einige Haare erspart beim putzen.

 

Fremdkörper

Durch die Aufnahme von Strohpellets oder Teppichfasern etc. können schwerwiegende Magen-Darm Probleme auftreten.

 

Strohpellets sind gänzlich ungeeignet, da diese im Kaninchenmagen aufquellen.

Im Kaninchengehege sollte man darauf achten, das die Kaninchen keine Teppiche anfressen.

Auf Plastik sollte im Gehege ebenfalls komplett verzichtet werden.

 

Mangelnde Wasseraufnahme

Kaninchen nehmen ihren Wasseranteil am meisten über das Futter auf.

 

Hier ist darauf zu achten, das die Kaninchen viel Salat und Blättriges zur Verfügung haben, damit der Wasserhaushalt gut ausgeglichen ist.

Frisches Wasser ist ein muss!

 

Zahnprobleme

Durch Überzüchtungen haben viele Kaninchen Zahnfehlstellungen. Auch kleinere Zahnspitzen an den Backenzähnen können schon dafür sorgen, das die Kaninchen ihr Futter nicht richtig mit den Zähnen kauen können und das Futter nicht richtig verwertet werden kann und es somit zu Aufgasungen, Magenblähungen und Verstopfungen kommen kann.

 

Wichtig ist daher immer der Gesundheitscheck beim Tierarzt, und die Zähne kontrollieren zu lassen.

 

 

 

In eigener Sache:

 

Wie erkenne ich, daß eines meiner Kaninchen krank ist?

Bei meinen Kaninchen kann ich zum Beispiel schnell erkennen, daß etwas nicht stimmt, wenn sie ihr Leckerchen verweigern. Dies ist bei meinen Kaninchen immer ein Anzeichen, daß etwas nicht in Ordnung ist.

 

Eine Operation bei einer Magenüberladung, ja oder nein?

Ich persönlich würde beimeinemTierarzt eine Operation durchführen lassen, solange die Chance auf Besserung gegeben ist.

 

Heudiät?!

Man liest immer wieder davon, daß man Kaninchen bis zur Genesung nur mit Wasser und Heu ernähren soll.

Ich halte das für falsch, denn Kaninchen trinken in der Regel nicht genug, als daß dann der Speisebrei weiter transportiert werden könnte.

Somit kann es sehr schnell zu einer erneuten Magenüberladung, Aufgasung oder Verstopfung kommen.

 

Quellangaben und eigene Meinung

Bei den unten aufgeführten Quellen habe ich mich „durchgelesen“ und im Internet zum Thema recherchiert und mit meinem Tierarzt gesprochen.

Nicht bei allem gehe ich mit dem konform, was Internetseiten raten, daher steht oben aufgeführt auch grundsätzlich meine Ansicht der Dinge.

Man sollte aber vor Allem mit seinem Tierarzt besprechen, welche Behandlung die Richtige ist und eventuell darauf hinweisen, was man dazu gelesen hat.

Jeder entscheidet selbst, was er für das Beste für sein Tier hält.

 

 

 

 

Quellen:

http://www.sweetrabbits.de/magenueberladung.html

http://www.tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/kaninchenkrankheiten/magenuberladung-beim-kaninchen/483248

http://www.kaninchenberatung.de/pages/home/gesundheit/magenueberladung.php

http://www.prokaninchen.ch/infos_gesundheit_krankheiten.html#Magen%C3%BCberladung

 

 

 

 Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung!

Für Paul!

 

Die Geschichte von Paul, dem Kämpfer...

 


 

Paul wurde von einer Notstation unter vielen Tieren ausgesucht.

Kaum im neuen Heim, bekam er Bauchprobleme und es tauchten Köttelketten auf.

 

Die neue Besitzerin war insgesamt bei drei Tierärzten, bis sie das erste Mal ein Schmerzmittel für den kleinen Paul bekam, dieser knirschte schon mit den Zähnen.

Als Öl wurde nur das HerbiColan angeboten, welches aber eindeutig zu wenig Öl enthält, bei einer Verstopfung wie Paul sie hatte.

 

Da nach dem 3. Tierarztbesuch (davon war eine Klinik) keine Besserung eintrat, entschloss sich die neue Besitzerin, ihr Kaninchen einem anderen Tierarzt vorzustellen, der ihr empfohlen wurde.

 

Dieser röntgte Paul, sah eine deutliche Magenüberladung und wollte einen letzten Versuch mit Paraffinöl starten, sagte aber schon dazu, dass er glaube, dass es wohl eher auf eine Operation hinaus laufen würde, was sich dann leider auch bestätigte.

Da Paul zum Glück trotz allem noch einen fitten Eindruck machte, entschloss man sich dann zu der Operation, da das Öl nicht mehr den gewünschten Effekt brachte.

 

Das hier wurde aus dem Magen des kleinen Paul heraus geholt:

 

 

 

Paul hatte eine große Narbe am Bauch, die zum Glück gut verheilte.

 

 

 

 

Leider wollte Paul trotz gelungener Operation nicht wieder selbstständig fressen und so musste er zugefüttert werden und sollte nach 2 - 3 Tagen wieder selbstständig fressen, was er aber leider nicht tat.

Zugefüttert werden musste alle 2 – 3 Stunden, auch Nachts.

Die neue Besitzerin versuchte dann immer wieder, ihn anzufüttern, was teilweise auch gelang. Der Tierarzt meinte damals, dass man anfangs nur Möhren füttern sollte und Heu (zusätzlich bekam er noch Critical Care zugefüttert), damit es nicht wieder zu einer weiteren Magenüberladung oder Verstopfung kommen könne.

Allerdings hatte Paul keine Lust auf Möhren und nach 3 oder 4 Tagen wollte die neue Besitzerin nicht mehr zusehen, wie der kleine Paul sich quält und bot ihm alles Mögliche an. Unter anderem auch frischen Löwenzahn und Wiese.

Und siehe da, nach immer wieder anfüttern, fing der kleine Paul wieder an selbstständig zu fressen, allerdings nur, wenn jemand bei ihm war, denn scheinbar fühlte er sich alleine nicht wohl.

 

Im übrigen riet der behandelnde Tierarzt von einer 2. Operation ab, da die Gefahr zu groß sei, daß die Magenwand einreißt.

 

Langsam erholte sich Paul von den Anstrengungen der letzten Wochen und auch seine Narbe verheilte wunderbar.

 

Leider hat Paul auch heute noch immer wieder mit Köttelketten zu kämpfen, aber da man das inzwischen weiß, kann man gleich eingreifen, damit es nicht wieder zu einer solch bösartigen Magenüberladung kommt.

Außerdem wurden sämtliche getrockneten Futtersorten vom Speiseplan gestrichen.

 

Nach der Operation wurde Paul mit Maja vergesellschaftet und beide erfreuen sich an ihrer Zweisamkeit.

 

 

 

Ich danke S. für die Nutzung der Fotos von Paul und Maja.