Kastration von Katzen/ Katern – warum eigentlich?

Kaum ein Thema wird bei der Haustierhaltung so kontrovers diskutiert wie das Thema Kastration. Auch im 21. Jahrhundert hört man immer wieder Sätze wie „Der soll doch auch seinen Spaß haben!“, „Sie will doch auch mal Mama werden!“, „Katzen müssen mindestens einmal werfen, sonst werden sie krank!“, „Kastration? Ich will doch kein dickes langweiliges Tier!“, „Ich kann den doch nicht kastrieren lassen, dann kriegt er ja gar keinen schönen Katerkopf. Außerdem ist das sowieso schlecht für die Entwicklung!“

Nicht eine dieser Aussagen stimmt!

Das Gegenteil ist der Fall:

1.
Die Rolligkeit ist für die Katzen eine extrem starke hormonelle Belastung. Im Normalfall wird eine Katze zweimal im Jahr rollig. Die Natur hat es so eingerichtet, dass diese Rolligkeit erst endet, wenn die Katze gedeckt wird. Deswegen rufen Katzen laut nach Partnern, verlassen teilweise angestammte Reviere, um einen Partner zu finden. Potente Kater leiden ebenfalls während der Paarungszeit: Sie kämpfen mit anderen Katern um die Weibchen, legen weite Wege zurück, um eine paarungsbereite Katze zu finden und vergessen in dieser Zeit das Fressen und Putzen. Kater und Kätzin stehen in dieser Zeit unter extremem Stress. Wenn die Tiere in der Wohnung gehalten werden, steigert sich die hormonelle Belastung bis ins unendliche: Kater markieren mit stinkendem Urin alle möglichen Stellen, suchen verzweifelt nach Befriedigung ihres Triebes und werden oftmals aggressiv. Kätzinnen dagegen können dauerrollig werden, eine für Mensch und Tier extrem belastende Situation. Genauso belastend ist übrigens der durch das Markieren potenter Kater entstehende „Duft“ in der Wohnung, der schon nach kurzer Zeit nur noch mit einer gründlichen und grundhaften Renovierung weg zu kriegen ist.

2.
Die Paarung ist weder für Kater noch für Kätzinnen angenehm: Während der nur etwa 10 Sekunden dauernden Begattung schlägt der Kater seine Krallen und Zähne in den Nacken der Katze, wofür sie ihn anschließend versucht wegzubeißen und zu kratzen. Der Penis des Katers ist mit Widerhaken ausgestattet, durch den beim Zurückziehen entstehenden krampfartigen Schmerz wird bei der Katze der Eisprung ausgelöst. Durch die Verletzungen, die während der Paarung entstehen können, ist natürlich auch die Gefahr einer Ansteckung mit schweren Erkrankungen, wie Leukose oder das sogenannte Katzenaids, sehr groß.

3.
Die Geburt der Welpen kann für die Katze gesundheits- oder gar lebensgefährdend sein. Außerdem nimmt nicht jede Katze ihre Welpen an, weil sie ihren Anblick mit dem Geburtsschmerz verbindet. Das kann sowohl für die Welpen lebensbedrohlich sein, aber auch für die Mutterkatze, die sich dadurch unter Umständen schwere Gesäugeentzündungen zuziehen kann.

4.
Alle Katzen werden dick – wenn sie zuviel fressen und sich zu wenig bewegen. Ernährt man sein Tier ausgewogen und hochwertig, wird es auch nach einer Kastration nicht zunehmen. Wenn die Katze allerdings zunimmt, wird sie auch faul und bewegt sich weniger – ein Teufelskreis entsteht, der aber nichts mit der Kastration zu tun hat, sondern mit einer falschen Fütterung. Denn: Durch die Hormonumstellung nach der Kastration und den vollständigen Wegfall des Geschlechtstriebes braucht die Katze (vor allem wenn sie eine reine Wohnungskatze ist und damit per se weniger Aufregung im Leben hat als ein Freigänger) meist weniger Futter, darauf muss der Halter achten.

5.
Mehrere tiermedizinische Studien haben inzwischen nachgewiesen, dass die Kastration der Tiere keinen Einfluss auf ihre körperliche Reife hat.

Und noch ein ganz, ganz wichtiger Grund für die Kastration: Jede Kastration leistet einen unschätzbaren Beitrag zur Vermeidung von neuem Katzenelend!!!! Natürlich – kleine Kätzchen sind ja sooo süß! Und weil sie sooo süß sind, landen jedes Jahr tausende und abertausende von ihnen auf der Straße, im Tierheim oder werden umgebracht. Statistische Berechnung sagen, dass ein Katzenpaar in 10 Jahren 80 Millionen Nachkommen produzieren kann. Und all das lässt sich mit einem winzigen Eingriff verhindern!


                                                       Kastrieren oder sterilisieren?


Im normalen Sprachgebrauch werden beide Worte oftmals gleichbedeutend verwendet. Aber es gibt einen gravierenden Unterschied: Während bei der Kastration die für die Produktion der Geschlechtshormone vollständig entfernt werden und damit auch der Geschlechtstrieb erlischt, wird bei einer Sterilisation das Tier „nur“ unfruchtbar gemacht. Der Geschlechtstrieb bleibt weiter bestehen und damit das dadurch entstehende mögliche Tierelend auch. Mit der Sterilisation wird nur verhindert, dass Nachwuchs entsteht, psychisch bleibt das Tier quasi fruchtbar.

Deswegen: Wirklich Sinn macht nur die Kastration! Zudem sind die chirurgisch notwendigen Eingriffe inzwischen nahezu gleich schwer, so dass auch das kein Argument für die Sterilisation sein kann.

                                   Vorteile einer Kastration – auf einen Blick


- keine Rolligkeitssymptome
- keine übel riechenden Markierungen
- geringeres Bedürfnis zu streunen, Freigänger bleiben nicht mehr tagelang von zu Hause fern.
- stärkere Menschenbezogenheit, die Tiere werden anhänglicher.
- geringeres Risiko einer hormonell bedingten Erkrankung, wie Zysten, Gesäugetumore oder Gebärmutterentzündung bei der
weiblichen Katze sowie Prostatakrebs beim Kater. Bei Hunden gibt es langjährige Studien, dass durch eine Kastration vor der ersten
Rolligkeit das Risiko von Gesäugetumoren auf Null sinkt!!!!
- geringeres Risiko der Infektionen mit Katzenaids und Leukose durch den Wegfall von Paarungsbissen und Katerkämpfen.
- höhere Lebenserwartung; kastrierte Tiere leben im Schnitt 5 Jahre länger
-keine ungewollter Katzenkinder…für die man kein Zuhause findet!


                 Wann sollte ich meine Katze/meinen Kater kastrieren?


Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen, insgesamt empfiehlt die Mehrheit der Tierärzte inzwischen die Kastration vor Einsetzen der Geschlechtsreife. Bei Hauskatzen ist das in der Regel mit 6 bis 8 Monaten, bei einigen Rassekatzen (wie zum Beispiel der BKH) kann die Geschlechtsreife auch erst mit 10 bis 12 Monaten einsetzen.

Fakt ist jedoch, je jünger das Tier ist, desto weniger belastend wirkt der Eingriff. Eine Katze oder einen Kater kann man bereits mit 3-4 Monaten kastrieren lassen, hierbei spricht man von einer Frühkastration. Somit schließt Die Operation ist in diesem Alter einfacher und somit schneller und weniger belastend (kürzere Narkose) für den Kater oder die Katze. Manche Tierärzte geben als Faustregel das Erreichen eines bestimmten Mindestgewichtes an.
Eine Kastration vor der Geschlechtsreife verhindert in jedem Fall das Markieren beim Kater und den Stress einer Rolligkeit bei der Katze. Und außerdem besteht dann keine Gefahr, dass die niedliche kleine Jungkatze plötzlich trächtig wird.

Aber auch ältere Tiere können nach gründlicher Voruntersuchung kastriert werden! man auf jeden Fall aus das eine Katze dem Stress während einer Rolligkeit ausgesetzt wird.

Katzen können auch während der Rolligkeit und sogar bei Trächtigkeit kastriert werden. Allerdings ist der Eingriff dann jedoch komplizierter und unter Umständen auch gefährlicher, weil die Durchblutung der Eierstöcke und der Gebärmutter in dieser Zeit angeregt wird. Diese Kastration sollte somit nur im Notfall vorgenommen werden!


                                                    Wie läuft eine Kastration ab?


Vor der Kastration müssen die Tiere mindestens 12 Stunden nüchtern gehalten werden. Das letzte Futter sollte es am frühen Abend vor der Kastration geben, am späteren Abend sollte dann auch kein Wasser mehr zur Verfügung stehen. Dadurch hat der Magen Zeit, sich zu entleeren. Somit wird verhindert, dass das Tier während der Narkose erbricht und durch das Einatmen des Erbrochenen eventuell sogar erstickt.

Bei der Kastration entfernt der Tierarzt bei einem Kater die Hoden und bei der Katze die Eierstöcke und gegebenenfalls die Gebärmutter.

In der Regel kann man seinen Liebling schon wenige Stunden nach der Kastration wieder mit nach Hause nehmen.

Die Kastration eines Katers kostet zwischen 40 und 60 Euro, die einer Katze eher 80 bis 100 Euro.


                                                       Nach der Kastration


Je nach der Stärke der notwendigen Narkose kann es sein, dass man das Tier noch mehr oder weniger „benebelt“ mit nach Hause nimmt. Katzen, die noch nicht ganz wach sind oder sich irgendwie seltsam fühlen, versuchen meist, ein hochgelegenes ruhiges Plätzchen anzusteuern. Da die Tiere aber dann noch sehr unsicher auf den Beinen und gleichzeitig sehr unruhig sind und man sie in jedem Fall gut überwachen sollte, bis die Nachwirkungen der Narkose verflogen sind, muss man dies unbedingt verhindern. In diesem Fall sollte man die Katze erst einmal wieder in den Katzenkorb oder Transportbox legen, bis sie sicher laufen kann. Wichtig ist auch, dass das Tier nach der Kastration seine Ruhe hat! Also sollten man im Voraus ein ruhiges und vor allem warmes Plätzchen am Boden herrichten.

Sobald die Katze hinreichend wach ist, darf sie auch trinken. Futter sollte man erst am nächsten Tag, wenn sich die Katze gründlich ausgeschlafen hat, zur Verfügung stellen. Wenn die Katze allerdings nach ausgiebigem Schlaf wieder vollkommen fit und munter erscheint und ihr Futter verlangt, kann man eine kleine Portion geben. Verträgt sie das, darf ruhig schon vor dem nächsten Tag wieder gefüttert werden. Falls die Katze das Futter nicht anrührt oder nur wenig davon frisst, ist das kein Grund zu Sorge, viele Tiere fressen erst am übernächsten Tag!

Sollte die Katze erbrechen, ist das ebenfalls zunächst nicht bedenklich, da es in Folge eines solchen Eingriffs häufiger dazu kommen kann. Wirkt der kleine Liebling jedoch matt und erbricht sehr häufig, sollte man so schnell wie möglich den Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen.

Die Operationswunde beim Kater ist meist nur winzig und wird auch nur verklebt. Oftmals ist sie am nächsten Tag schon wieder zusammengewachsen. Die Operationswunde der Kätzin ist etwas größer und darf sich ebenfalls nicht entzünden. Man muss also unbedingt verhindern, dass die Katze übermäßig an der Wunde leckt! Wenn die Wunde auffällig anschwillt oder eine Rötung zu sehen ist, muss man unbedingt den Tierarzt aufsuchen. Hier kann ein T-Shirt oder eben (auch wenn es unangenehm ist) ein Trichter helfen.

Im Allgemeinen erholen sich die Tiere schnell wieder. Eine Katze sollte nach 3-5 Tagen wieder wohlauf sein, ein Kater sogar bereits am darauffolgenden Tag.

Freigänger müssen unbedingt einige Tage im Haus gehalten werden! Das gilt noch länger, wenn der Kater bei der Kastration bereits geschlechtsreif war: Die Hormonumstellung dauert bis zu sechs Wochen, in dieser Zeit ist der Kater noch potent und sollte unbedingt im Haus bleiben!

 

 

 

 

Danke an Anne B.  und Conny G.  für die freundliche Leihgabe des Artikels.