Was ist bei einer Zusammenführung zu beachten?

Vergesellschaftung / Zusammenführung von Kaninchen

Vergesellschaftungen von Kaninchen können mitunter eine sehr nervenaufreibende Zeit für Kaninchenbesitzer sein. Unsere kleinen und so süßen Kaninchen können sich hier gerne mal von einer sehr ungewohnten Seite zeigen und zu richtigen kleinen Tyrannen werden.
Bei einer Vergesellschaftung ist daher vor allem Ruhe, Geduld und eine gute Portion Beobachtungsgabe sehr wichtig.

 

 

Die Partnerwahl:

Möglich sind alle Varianten wie z.B.

- Männchen und Weibchen
- Weibchen und Weibchen
- Männchen und Männchen
- Gruppenhaltung

 

Die männlichen Kaninchen müssen immer mindestens 6 Wochen vorher kastriert worden sein, damit die Hormone sich abbauen können und auch kein Nachwuchs mehr entstehen kann.

Bei weiblichen Kaninchen kann es mit der Zeit zu Problemen durch die Hormone kommen so dass man um eine Kastration gesundheitlich nötig wird und auch durchgeführt werden sollte. Allerdings wird durch eine Kastration von den Mädels oftmals nicht das Gruppenproblem gelöst, wenn es unruhig ist in einer Gruppe oder sogar Kämpfe mitt Wunden entstehen.

Manche Kaninchen sind in Gruppenhaltung überfordert und manche Kaninchen sind in Paarhaltung unterfordert.

Jedoch ist die Paarhaltung bisher nach meinen Erfahrungen die unproblematischste, da man auch bei Stress relativ schnell erkennt, welchen der Kaninchen es betrifft. In Gruppen ist dies weitaus schwerer heraus zu finden.



Allerdings muss man immer damit rechnen, dass auch eine Vergesellschaftung scheitern kann und sollte sich bitte einen Plan B“ zurechtlegen, für den Fall, dass die Zusammenführung scheitert. Und vor allem, was dann mit dem Kaninchen geschieht.

 

Gerade bei Gruppenhaltung sollte man sich gut überlegen, ob man die Möglichkeit hat 2 Gruppen zu halten, sollte die Zusammenführung scheitern.

Vorbereitung einer Vergesellschaftung:


Ich haben die Erfahrung gemacht, das ein neutraler Ort / Zimmer für eine Vergesellschaftung optimal ist, da keiner der Kaninchen einen Anspruch auf das Territorium hat.
Sollte jedoch kein neutraler Raum zur Verfügung stehen, so kann man den Teil den man zur Vergesellschaftung nutzen möchte auch vor der Zusammenführung mit heißem Essigwasser wischen. Wenn man einen Dampfreiniger zur Hand hat, dann ist dies auch eine gute Möglichkeit.

Bevor man Kaninchen zusammen setzt, sollte bitte immer eine Quarantänezeit von mindestens zwei Wochen eingehalten werden um eventuelle Erkrankungen ausschließen zu können. Eine Kotprobe sollte vorher ebenfalls erfolgen bei allen Kaninchen, damit sie sich nicht gegenseitig mit Parasiten anstecken können.

Weiter müssen die männlichen Kaninchen immer kastriert sein!

Eine Erkrankung kann eine Vergesellschaftung zusätzlich erschweren.

Daher sollte man vorab immer einen Gesundheitscheck bei einem kaninchenerfahrenen Tierarzt machen lassen. Wenn kranke oder Handicapkaninchen vergesellschaftet werden sollen, müssen hier eventuell auch noch weitere Vorkehrungen getroffen werden. Gerne kann man mich hier ebenfalls kontaktieren.

 

 

Weiter sollten die Krallen vor einer Vergesellschaftung gekürzt werden um zusätzliche Verletzungen zu vermeiden.

 

Das Gehege


Für zwei Kaninchen sollte man in der Regel ein Gehege mit ca. 6-8m² (Fläche nur für die Zeit einer Vergesellschaftung, da Kaninchen viel mehr Platz benötigen) auf einer Fläche bereitstellen. Die Höhe der Gehegeelemente sollte mindestens 0,80-0,100 cm haben, damit ein Kaninchen nicht darüber springt während der Vergesellschaftungsphase.
Je mehr Kaninchen vergesellschaftet werden sollen, umso mehr Platz sollte man zur Verfügung stellen.
Ist das Territorium der Kaninchen jedoch zu groß, besteht die Gefahr, dass sie sich zu sehr aus dem Weg gehen können, eine Vergesellschaftung sich sehr lange hin zieht und es vermehrt zu Unruhe und eventuell auch zu Verletzungen kommt.


Unterlagen wie größere Teppiche, Betttücher oder Filzplatten über dem PVC Boden (oder Laminat etc /diese müssen befestigt werden, damit sie nicht verrutschen) sorgen dafür, dass die Kaninchen nicht zu sehr rutschen, wenn sie sich jagen und bespringen und beugen zusätzliche Verletzungen vor. Weiter schützt dies den vorhandenen Boden, da Kaninchen während der Zeit einer Vergesellschaftung oft unsauber sind, was bedeutet das sie sehr viel umher kötteln / markieren und auch Urin verspritzen oder in dieser Phase auch unsauber sind und neben die Toiletten pinkeln.

Im Gehege sollten pro Kaninchen mindestens zwei Toilette stehen (etwa die IKEA Boxen von der Größe her, damit auch zwei oder drei Kaninchen darin Platz finden),

Ich empfehle grundsätzlich die größeren Boxen, anstatt die kleinen Katzentoiletten und von den größeren Boxen auch pro Pärchen 2, damit sich jedes Kaninchen in diese zurückziehen kann.

Damit die Kaninchen sich nicht zu sehr aus dem Weg gehen und sich miteinander beschäftigen in der Zeit der Vergesellschaftung, sollten in der Regel keine Häuser oder Tunnel im Gehege stehen.

 

 

Wenn es zu Rangeleien zwischen den Kaninchen kommt und dies passiert in einem Haus oder einer Röhre, können die Kaninchen, welche durch die Vergesellschaftung sowieso schon sehr unter Stress stehen, zusätzlich in Panik geraten und es kann zu schlimmen Verletzungen führen, wenn diese sich in den Häusern oder Röhren ineinander verbeißen.

Wasserschüsseln wie auch Futterschüsseln dürfen gerne mehrere im gesamten Gehege platziert werden, damit die Kaninchen auch mal einigermaßen Stressfrei in ihrer eigenen Ecke fressen können.

 

 

 

Die Vergesellschaftung
Bei einer Vergesellschaftung sollte man bitte immer Ruhe bewahren, denn unser Stress kann unsere Kaninchen beeinflussen. Also ruhig durchatmen und wenn nötig auch eine Freundin/Freund als Unterstützung anfordern oder sich Hilfe holen, bei mir oder Tierschutzvereinen /Kaninchenschutzvereinen.
Die Kaninchen werden alle nacheinander ins Gehege gesetzt. Am besten fängt man mit einem eher ruhigen, einem unsicherem oder auch gehandicapten Kaninchen an und lässt ihm ein bisschen Zeit sich im Gehege um zu sehen.

Gehandicapte Kaninchen zu gesunden zu setzen bedarf immer zusätzzlichen Vorkehrungen, da es auf das Handicap ankommt und die Kaninchen, welche ebenfalls zusammenzuführen sind. Hier bitte vorher informieren, ob eine Zusammenführung sinnvoll ist.

Erst danach setzt man ein gesundse oder dominantes Kaninchen dazu. Es könnte auch helfen, die Kaninchen gegenseitig kurz vorher mit einem Handtuch/Shrit etwas ab zu reiben und dann das gleiche Handtuch zu benutzen bei den anderen Kaninchen. So nehmen die Kaninchen jeweils schon den Geruch des jeweils anderen auf. Ich selbst habe diesen Rat bisher noch nicht probiert, halte dies aber für eine weitere Idee.

 

Wenn die Kaninchen sich alle im Gehege befinden, sollte man als bitte genau beobachten wie diese aufeinander reagieren:

- gehen die Kaninchen gleich aufeinander los?
- ist ein Kaninchen aggressiver als das andere?
- ist ein Kaninchen extrem ängstlich, schreit vielleicht sogar?
- wer zeigt mehr Dominanzverhalten?
- wie schlimm beißen sie sich?

- beißen sie bei direktem Kontakt ins Gesicht?

- was zeigt mir die Körpersprache der Kaninchen?

Vergesellschaftungen laufen nicht immer nach dem gleichen Schema und jede Zusammenführung ist auf ihre Weise unterschiedlich. Während ein Kaninchen eher eine Konfrontation scheut, geht das andere die Sache mit der Rangordnungsklärung direkt an. Es gibt auch Kaninchen die gar keine Kämpfe austragen, sondern sehr schnell miteinander kuscheln. Leider gibt es aber auch Vergesellschaftungen, die nicht ganz so glimpflich ablaufen.

Wichtig ist zu wissen, dass wenn Kaninchen sich aggressiv verhalten während einer Zusammenführung, es immer einen Grund hierfür gibt.

Gerade in der Anfangszeit (1-3 Tage) sollte bitte darauf verzichtet werden, die Kaninchen einfach sich selbst zu überlassen, da man bei schlimmen Verletzungen sofort reagieren und einen Tierarzt aufsuchen sollte.

Weiter muss jedes Kaninchen öfter am Tag (mindestens 2-3x täglich) auf Wunden untersucht werden am kompletten Körper, den Genitalien, im Gesicht und an den Ohren, damit Entzündungen vermieden werden und richtige Fleischwunden direkt vom Tierarzt behandelt werden können.

Wenn man Fell findet, an dem sich Haut befindet, sollte man bitte ebenfalls direkt auf vorhandene Wunden untersuchen.

 

Was ist bei einer Vergesellschaftung ein normales Verhalten der Kaninchen?


- Wenn Fell gerupft wird, die Wunden dabei aber nur oberflächlich sind (Hautabschürfungen). Diese entstehen durch das Rupfen des Fells
- Wenn die Kaninchen sich gegenseitig anspringen oder über den anderen drüber
- Wenn die Kaninchen sich gegenseitig jagen (auch über einen längeren Zeitraum)

Es sollte jedoch auch Ruhephasen geben.
- Wenn sich die Kaninchen gegenseitig kneifen

 

Es besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Kneifen und Beißen!

- Wenn sich die Kaninchen mit Urin bespritzen

- das eine Kralle abbricht, durch die Jagerei

 

Wann sollte eine Vergesellschaftung definitiv abgebrochen werden?


- Wenn ein Kaninchen extrem aggressives Verhalten zeigt, was vermutlich nicht auf die Vergesellschaftung an sich zu schließen ist, dann sollte man eine Vergesellschaftung abbrechen. Hier muss dann zuerst der gesundheitliche Zustand des Kaninchen gecheckt werden bei einem fachkundigen Tierarzt.


- Wenn ein Kaninchen einem anderen Kaninchen direkt ins Gesicht beißt, sollte abgebrochen werden.

Hier gilt es tatsächlich zu unterscheiden, ob richtig gebissen wird und das Kaninchen tatsächlich absichtlich verletzen möchte oder ob nur gezwickt wird, denn das sind ganz deutliche Unterschiede bei einer Zusammenführung. Verletzungen im Gesicht sind ein NOGO!

 

- Wenn eine Bissverletzung eine Fleischwunde hervorruft die genäht oder getackert werden muss oder aber ein Stück Ohr/Nase eingerissen/abgebissen wird, sollte man eine Vergesellschaftung bitte direkt abbrechen.


- Wenn bei einem Kaninchen eventuell ein Trauma vorliegen könnte und die Vergesellschaftung dieses in dem Fall verschlimmert, sollte auch hier die Vergesellschaftung erst einmal abgebrochen werden.

 

 

 

 

Kaninchen spüren Schmerz, wie alle andere Lebewesen. Daher hat man die Pflicht, seine Kaninchen zu schützen.
Eine Vergesellschaftung auf "Teufel komm raus" durchziehen zu wollen, ist nicht im Sinne der Kaninchen.

Von Vergesellschaftungstipps wie zum Beispiel in eine Transportbox zusammen Auto fahren , zusammen setzen und über Nacht wieder trennen, Kaninchen in Gehegen nebeneinander stellen oder ähnlichen Ratschlägen rate ich dringend ab, um keine Verletzungen und aufgestaute Aggression zu provozieren.

 

Wie lange dauert eine Vergesellschaftung?

 

In der Regel ist bei Pärchen die erste Phase der Vergesellschaftung nach 7 Tagen durch. Wenn die Kaninchen in Ruhe zusammen fressen, sich gegenseitig putzen und zusammen liegen und kuscheln, kann man sie in das eigentliche Gehege / Zimmer umsetzen.

Es kann möglich sein, dass es dann nochmals zu kleineren Rangeleien kommt, die in der Regel allerdings nicht mehr so heftig sind wie zu Anfang.

Hier rate ich ebenfalls dazu, in der ersten Woche keine Häuser/Tunnel etc. rein zu stellen sondern erst nach weiteren 7 Tagen nach und nach, damit man erkennen kann, ob es Probleme gibt durch neue Gegenstände und die Problematik direkt erkennt.

 

Häuser müssen immer so groß sein, dass mindestens 2 Kaninchen bequem darin Platz finden und mindestens 2 Ein-Ausgänge haben, damit kein Kaninchen vom anderen bedrängt werden und flüchten kann. Häuser die man in Zooläden kaufen kann sind in der Regel alle zu klein.

 

Manchmal brauchen Kaninchen aber auch einfach etwas länger, dann sollte man ihnen die Zeit geben, damit sei eine liebevolle Einheit bilden können.

So manche Vergesellschaftung bei Pärchen benötigt dann auch mal 2-3 Wochen, bevor man kleine Fortschritte sehen kann.

 

Bei Gruppen dauert es meist eher bis zu 4 Wochen und länger, da sich hier mehr Kaninchen zusammenfinden müssen.

 

 

Bei Kaninchen in Außenhaltung ist die Zusammenführung meiner Meinung nach genauso zu handhaben. Eventuell sollte man eine Vergesellschaftung auf den Kellerraum oder die Garage verlegen, damit diese nicht im Gehege stattfinden muss und vor allem, sollte diese vor allem in den ersten Tagen genauso überwacht werden, um schlimmeres zu verhindern, wenn es zu Unruhe zwischen den Kaninchen kommt.

Manchmal ist man von der Art und Weise wie Kaninchen ihre Rangordnung klären als Besitzer schlichtweg überfordert und benötigt Hilfe.
Gerne kann man mich dann anschreiben über das Kontaktformular und wir versuchen eine Lösung zu finden, damit eine Zusammenführung den gewüsnchten Effekt erzielt – das Kuscheln der Kaninchen.

 

 

Ich wünschen viel Glück bei der Vergesellschaftung und viel Freude an den Langohren.

Herzliche Grüße

 

 

Tanja

 

 

 

 

 

Schlußwort:
So gut man es meint mit den Kaninchen, Fakt ist, dass diese ihre „Revierkämpfe“ selbst austragen müssen und das man als Mensch nicht wirklich viel Einfluss darauf hat, ob eine Vergesellschaftung erfolgreich verläuft oder aber scheitert.
Allerdings gehört schon eine Portion gute Nerven zu einer Vergesellschaftung, denn gerade Kaninchen sind zum Zeitpunkt einer Vergesellschaftung so gar nicht niedlich und kuschelig, sonder teilweise sehr aggressiv und entwickeln sich zu kleinen Tyrannen.

Sollten Wunden auftreten die vom Tierharzt genäht oder getackert werden müssen etc., dann muss man sich zum Wohl der Kaninchen dafür entscheiden, die Vergesellschaftung abzubrechen und sich professionelle Hilfe holen oder gar eine neue Partnersuche starten.

Meist greift der Mensch zu schnell ein oder begeht Fehler und macht es den Kaninchen unnötig schwer die Vergesellschaftung erfolgreich abzuschließen.
Oft ist weniger auch mehr, soll heißen, lieber zwei Kaninchen die sich verstehen, als eine Gruppe in der es nur Unruhe gibt.

Und ich finde es schlimm, wenn man sich für ein Kaninchen entscheidet und dieses dann wieder weitervermittelt, weil es „nicht in die Gruppe passt“.

Enscheident ist, dass wir uns für ein Lebenwesen entscheiden und die Pflicht haben, dieses zu schützen.

 

 

 

© Kaninchenraum 06/2020